• Home
  • Aktuelles
  • Live-Blog von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela (Tag 1-20)
Gilian Gerke

Live-Blog von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela (Tag 1-20)

Inhalt

Ab Tag 21 geht es hier weiter:

Tag 20 |20.07.2022, Moratinos – Reliegos, 40 km

Langweilig…Langweilig…und doch kleine schöne Momente und Zeit für Entscheidungen

Man bin ich fertig!! Aber dann auch wieder gut gestimmt. Aber dazu gleich mehr. 

Heute morgen bin ich wieder mal dem Early Bird gefolgt und wollte früh raus. Es sollte wieder nicht so heiß werden, aber mir grauste es vor der Strecke, die doch recht ambitioniert war. Meine kleinen Zehen hatten sich zwar über Nacht etwas beruhigt, aber das ging schnell vorbei und ich hörte sie nur zischen: so nicht, nicht mit uns! Mein Ziel: Sahagun und ein Schuhladen. Es mussten andere Schuhe her. Ich sehe viele Pilger:innen in Sandalen laufen und es wurde mir empfohlen. Meine Zehen brauchen eindeutig mehr Platz. Diese Aussicht spornte mich an. Einen ersten Schreck habe ich heute noch in Moratinos bekommen: ich geh so vor mich hin, es ist noch dunkel und langsam verlasse ich den Ort ins Dunkle hinein. Da höre ich plötzlich von der Seite ein wildes Kläffen und ein schwarzer mittelgroßer Hund fegt auf mich zu. Mein Herz ist stehen geblieben und ich sah mich schon in der Tageszeitung auftauchen: Pilgerin vom Hund von Moratinos zum Frühstück verspeist. Meine Güte! Die Stöcke hatte ich schon schützend vor mich gehalten und da dreht er im vollem Galopp dann doch kurz vor mir ab. Ha, Schisser!!!! Gewonnen!! 🙂

Auf dem weiteren Weg gab es  noch die ein oder andere kleine Oase, die mit der Sonne vor mir auftauchte. Manchmal eine kleine Brücke, eine kleine Kapelle oder andere kleine Dinge. Ok, eine Taxi Nummer kann ja auch nicht schaden zu haben.

Angekommen im Ort, der größer war, als ich mir vorgestellt habe, musste aber erstmal mein Magen beruhigt werden. Meine Güte, hier will aber auch jeder mitreden. Gestärkt, und bekannte Gesichter habe ich auch dort getroffen, ging es erstmal zur Kirche. Es ist doch immer schön, einen Stempel in einer Kirche zu erhalten. In der Nähe befindet sich auch die kirchliche Herberge mit einem Pilgerbüro in dem man die Halbzeit-Urkunde bekommen kann. Da ich was zum Ansporn brauchte, habe ich die mir gegönnt. Ein schönes Gefühl. Nächste Station: der Schuhladen. Zum Glück gab es Sandalen für mich, die nicht hübsch aber praktisch sind und die ersten Schritte darin waren schon so toll… Also ging es frohen Mutes weiter. Meine Güte, ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, wenn man wieder laufen kann, ohne dass jeder Schritt weh tut. 

Die Strecke wurde dann aber zusehends schlimmer. Der Weg ging fast nur an der Straße entlang und bot kaum Abwechslung. Wozu der Wille einen so bringen kann. Mich hat er heute wieder mal ans Ziel gebracht: Reliegos. Neben vielen unbekannten Gesichtern kamen dann aber auch noch Lukas und Ken dort an und ich freue mich auf ein gemeinsames Pilgermenü. Aaron ist wohl schon in Leon, denn seine Blasen haben sich entzündet. Damit ist wirklich nicht zu spaßen und jeder hat hier so seine Geschichten zu erzählen. Es ist eben auch das Besondere an diesem Camino: man tauscht sich aus und so erfährt man immer wieder ein bisschen mehr von Menschen denen man hier auf dem Weg begegnet. Ken hat heute seine Geschichte erzählt. Ich möchte sie hier nicht wiedergeben, aber es hat mir wieder gezeigt, dass jeder seinen Grund hat, den Camino zu gehen. Normal ist der Weg nicht, er ist eben doch kein Wanderweg wie andere.

Denkt dran: Link verteilen, folgen, spenden und schickt mir Eure Bürgerfragen!!

Tag 19 | 19.07.2022, Carrión de los Condes – Moratinos, 30 km

Weizenfelder, Weizenfelder, Weizenfelder….

Montag Abend bin ich noch ein bisschen durch das Kloster gewandelt. Als Gast kann man sich das Museum, den Kreuzgang und die Kirche anschauen. Wirklich toll. Begleitet wird man mit Kirchenmusik. Ist eine besondere Stimmung und die meisten Pilger:innen laufen an dem Kloster vorbei, da es außerhalb von Carrion de los Condes liegt. Die meisten übernachten im Ort, der beim Durchlaufen sehr nett aussah. Ich allerdings war zu fertig, um nochmal anzuhalten oder gar Abends zurück zu gehen. Ich wollte auch früh ins Bett, denn heute stand ja eine anstrengende Etappe an. 

Ich habe es wirklich um 5 Uhr auf die Straße geschafft. Es standen erstmal 17 km an mitten durchs Nichts. Die erste Stunde habe ich das Nichts nicht wirklich erkennen können, aber langsam ging die Sonne auf und um mich herum nur Weizenfelder soweit das Auge reicht. Der Weg war schnurgerade mittendurch. Naja, irgendwoher müssen ja die Weizenmengen für die ganzen Bocadillos für die Pilger:innen kommen. Das kann dann schon mal etwas langweilig werden. Das Gute war, dass heute die Temperaturen deutlich niedriger waren und das Laufen viel besser war. Am auf dieser Strecke bekannten Food Truck kam ich auch vorbei, aber leider war ich zu früh und es war noch alles zu. Kenn ich doch irgendwoher?!

Endlich kam der erste Ort am Weg zum Vorschein. Ich dachte schon ich hätte mich verlaufen, was aber Quatsch ist, denn der Weg ist so schnurgerade… Calzadilla de la Cueza. Erstmal frühstücken und weiter geht es. Gegen 13 Uhr habe ich mein Tagesziel erreicht. Auch hier dachte ich: wann kommt das denn? Und plötzlich, hinter einer kleinen Anhöhe und einer Kurve schlummert der Ort in der Sonne. Ein schönes Bild. Am Ortseingang befinden sich rechts noch alte Bodegas (Kellerhäuser). In diesem Fall sind es sehr alte Weinkeller Räume, die in einen Berg eingebaut wurden. Rund um den Ort gab es früher Weinpflanzen und die Region war für ihren Wein bekannt. Die Familien haben immer für den meist eigenen Bedarf hergestellt. Nun sieht man nur noch Weizen. Es sind wohl noch zwei Familien geblieben, die ein bisschen Wein herstellen. Schade.

Heute kann ich gar nicht so viel erzählen. Mittwoch wartet die eigentlich letzte Etappe in der Meseta auf mich und ist nochmal ein guter Ritt. Aber zum Glück soll es morgen auch wieder eher kühl sein. Leon kommt immer näher. Heute nun habe ich die Hälfte der Strecke nach Santiago geschafft. Kaum zu glauben. Ein Zeit lang dachte ich, dass ich nicht mehr laufen kann und siehe da, hier bin ich.

Denkt dran: Link verteilen, folgen, spenden und schickt mir Eure Bürgerfragen!!!

Tag 18 | 18.07.2022, Boadilla de Camino – Carrión de los Condes, 26 km

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Die Frage des Tages: können Füße noch mehr weh tun? Ich glaube nicht! 

Nach dem Essen bin ich am Sonntag früh ins Bett gegangen, denn die Devise ist: früh aufstehen, um der Hitze vorweg zu laufen. Dieser Gedanke führt bei mir aber dazu, dass mir das die ganze Zeit durch den Kopf geht und ich dann nicht einschlafen kann. Dazu kam eine schlimme Wärme in meinem Zimmer. Ohne mich zu bewegen war ich nass geschwitzt. Noch um 24 Uhr waren es draussen an die 30 Grad C. Jeden Morgen stehe ich früher auf. Heute war es 4:30 Uhr und 5:30 Uhr trat ich durch die Tür der Unterkunft. Es war noch dunkel, aber der Mond wies mir den Weg. Geht eh nur geradeaus im Moment…

Ich kam sehr gut voran und konnte Kilometer machen. Dass die Füße weh tun, kenne ich ja schon. Ich hoffe es hört irgendwann auf. Es ging wieder vorbei an Weizenfeldern bis zu einem Kanal, an dessen Ufer man bis zum nächsten Ort Fromista  (nach 6 km) geführt wird. Wasser, auch wenn es nur ein Kanal ist, hat was beruhigendes. Allerdings habe ich mich gefragt, für was der gut war. Ein Boot zur Beförderungen wohl von Menschen lag auch dort. Hmmm…

Angekommen in Fromista kurz vor 7 Uhr hatte zum Glück schon eine Bar auf und ich konnte frühstücken. Dabei kreuzte Krisztina aus Ungarn wieder meinen Weg. Mit der hatte ich ja an der Kathedrale von Burgos was getrunken. Wir tauschten noch Nummern aus und ich machte mich weiter auf den Weg. Heute versprach ich mir eine einfachere Tour, zumal alle 4 – 5 km ein Ort kam und ich mich schon auf die Pausen freute. Gesagt getan, laufen… an der Straße entlang und es reihten sich Pilger:innen in großen Abständen, Camino Steine und Kilometer Steine wie Perlen an einer Kette aneinander. Immer weiter weiter – nächster Ort: alles zu. Weiter weiter – nächster Ort: alles zu. Was ist denn hier los? So reihten sich dann auch meine Kilometer aneinander, die Sonne stieg mit aller Kraft die Grad-Leiter hoch und meine Füße erinnerten mich daran, dass sie noch immer sauer auf mich waren. Besondere Diskussionen habe ich mit meinem kleinen linken Zeh. Der ist so beleidigt, dass er sich täglich verändert und mir deutlich macht, was er von der ganzen Wanderei hält.

Wenn ich immer wieder gefragt werde, was an dem Jakobsweg so anders ist, denn wandern kann man ja überall, dann kann ich nur antworten: es sind die anderen Pilger:innen, die tägliche Erinnerung daran auf einer Reise zu sein und normalerweise würde man bei einer Wanderung dann abbrechen. Aber wir schleppen uns jeden Tag aufs Neue weiter auf der Reise zu einem selbst, denn kennen lernen tut man sich hier auf alle Fälle und ich bin davon überzeugt, dass man viel für sich und sein Leben zu Hause mitnehmen kann. Dazu gehört allerdings auch, dass man sich die innere Ruhe dazu gibt, nicht durchrast und sich selbst reflektiert. Das gelingt wohl sehr unterschiedlich und so strandet der ein oder andere auch auf dem Weg, bleibt hier hängen oder kehrt heim in die alten Rituale und Abläufe. Wenn man offen bleibt, dann macht der Weg was mit einem.

Bei den ganzen Überlegungen erreiche ich den letzten Ort vor meinem Ziel gegen 11 Uhr: alles zu. Tja, da bleibt ja nichts anderes übrig als weiter laufen. Zum Glück hatte ich ausreichend Wasser mit. Um 12:20 Uhr laufe ich, naja eher schleiche ich über die Zielgrenze: Ortsschild: Carrion de los Condes. Bei der ersten Bar muss ich erstmal was trinken und treffe dabei drei Belgier, die seit über 70 Tagen von Belgien bis hierher unterwegs sind. Ich versuche mich in meinem Flämischen und ich freue mich, dass es noch klappt. Meine Unterkunft – und ich muss sagen, dass ich mich nicht schäme, wird diese Nacht ein altes umgebautes Kloster sein: Monasterio de San Zoilo. Das altehrwürdige Gebäude hat was Besonderes. Man wird mit gregorianischen Gesängen begrüßt. Das hat was. Ich freu mich wie ein kleines Kind über das Zimmer und erst recht über die Badewanne. Nach der Dusche schleiche ein bisschen durch die Gänge und die Stimmung ist besonders. Vielleicht verzeiht mir dann auch mein kleiner Zeh.

Die nächsten zwei Tage werden wohl nochmals sehr hart. Ich muss noch früher aufstehen und los, denn die beiden Etappen haben es in sich: die Hauptstrecke durch die iberische Wüste mit viel nichts. Bis dahin heißt es ausruhen.

 

Tag 17 | 17.07.2022, Hontanas – Boadilla de Camino, 30 km

Kann man den Camino auch er joggen?

Meine Güte habe ich gut geschlafen, ich fühle mich wirklich ausgeruht heute morgen. Heute wollte ich noch früher los, um die kühlen Morgenstunden zu nutzen. Besser ist das, denn es soll wieder sehr heiß werden und das weiter in der Meseta. Die Morgenstunden sind für mich sehr besonders. Der Mond hat den Weg erhellt und es ist fast niemand unterwegs. Außerdem sind da die Geräusche des kommenden Morgens und die intensiven Gerüche. Langsam ging die Sonne auf und eine alte Ruine eines Klosters erschien in einem besonderen Licht. Die Straße führte mitten durch. 

Ich hatte mir wieder meine ca. 9 km als erstes Ziel gesetzt und bin leicht (naja fast) im ersten Ort Castrojeriz angekommen. Frühstück!! Kurz nach mir kamen auch Aaron und Kan dort an. Der Camino verliert keinen! Gestern hatten die Beiden schon von jemanden erzählt, der den Weg joggt. Joggen? Are you serious? Und da war er plötzlich und kaufte ein Eis. Erst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe und ich dazu recherchiere, wird mir bewusst, wer der Typ war: Nick Butter, ein Hochleistungssportler, der schon über 200 Marathons in der ganzen Welt gelaufen ist und einige Einträge im Buch der Rekorde hat. Seine Begründung war: ich möchte schnell aus der Sonne sein. This is crazy!! Was ein cooler Typ und wirklich sehr nett und normal geblieben.

Inspiriert mache ich mich weiter auf meinen Weg und möchte auch bald aus der Sonne. Aber das ist einfacher gesagt als getan, denn da kommt noch ein ordentlicher Berg. Das ist genau der, der einen dann endgültig auf die Hochebene bringt. Die Sonne hat erbarmungslos an Kraft gewonnen und ich werde langsamer. Nach 21 km wieder eine Pause. Der kleine Ort hat nicht viel zu bieten, also rein ins erste Restaurant mit der Idee, noch schnell was essen und weiter. Bei dem „schnell“ habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich kam mir vor wie irgendwo im Niemandsland in Amerika und ich trete durch die Saloon Tür (schwing schwing) ein und alle Einheimischen gucken mich verwirrt und eher ablehnend an. Der Mann hinter der Theke hat auch sehr deutlich immer erst die Einheimischen bedient und so wurde die Pause länger als gewollt. Nicht gut, denn ich hatte noch 8 km und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel. Dass es keinen Schatten gab brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Sogar die Sonnenblumen ließen ihre Blätter hängen. So wurden gerade die letzten 4 km eher eine Tortur. Endlich im Zielort Boadilla de Camino angekommen, ging es mir nicht gut, aber die Amerikaner warteten schon auf mich und nahmen mich in Empfang. Sie hatten sich schon Sorgen gemacht. Erstmal hieß es den Körper runterkühlen. Schnell ging es mir besser und ich konnte auch wieder lachen. Ein Zimmer wartete auch schon auf mich und nun lasse ich den Abend ausklingen und freue mich schon auf das Pilgermenü. Dann wieder mit Aaron und Kan und vielleicht erkennt Aaron diesmal, dass der Spargel kein Mozzarella-Stick ist sondern eben Spargel. Das war gestern neben dem Dänen echt ein Lacher.

Bürger-Frage des Tages

Bürger-Frage des Tages: Ist ein Plastik-Becher besser als eine Plastik-Folie (z.B. Mozzarella in den kleinen Tüten) besser zu recyclen? (Frederic)

Prof. Gilian:

Erstmal kann man sagen, dass Recyclingfähigkeit von der Sortierbarkeit abhängt. Je besser die einzelnen Materialien sortierbar vorliegen, desto besser für das Recycling. Bei einem Plastik Becher handelt es sich meist um ein Mono-Material, also eine Art Kunststoff. Da gibt es unterschiedliche zum Bsp PET (Wasserflasche, Obstschalen), Polypropylen (Joghurt oder Margarine- Becher) oder Polyethylen (Duschmittel) und je Sortenreiner sie sind desto hochwertiger ist das Regranulat. Bei der Mozzarella-Tüte handelt es sich um eine Multilayer-Folie, welche viele unterschiedliche Kunststoffe in einem Mehrschichtsystem enthalten. Diese werden zur Zeit noch energetisch verwertet, also als Ersatzbrennstoff in Zementwerken, Stahlwerken oder Kraftwerken. Der Becher kann direkt mit seinen Artgenossen zu Re-Granulat verarbeitet werden. Das Thema energetische Verwertung erläutere ich an anderer Stelle nochmal genauer.

Tag 16 | 16.07.2022, Rabe de las Calzadas – Hontanas, 19 km

Nette Menschen am Camino

Heute morgen habe ich mir ein Frühstück im Hotel gegönnt und um 6:50 Uhr war ich dann auf der Straße. Bei der Hitze versuchen alle möglichst früh los zu kommen. Der Hotelchef hatte mir noch eine kleine Flasche geschenkt und so konnte ich gut ausgerüstet die erste Teiletappe angehen: ca. 9 km zum ersten Dorf. Es lief wirklich gut und ich erreichte das Dorf nach ca. zwei Stunden. Zeit für einen Kaffee und O-Saft – aber, nichts, alles war zu. Aber eine Art kleiner Supermarkt hatte auf, so gab es wenigstens eine Cola. Schon wieder ein netter Mensch am Camino, denn er schenkte mir eine Banane. 

Nach meiner kleinen Pause konnte ich etwas gestärkt weiter laufen. Die iberische Meseta schickt schon ihre Vorboten. Sie fängt hinter Burgos an und ist eine 200.000 km² Hochebene. Die Landschaft hat sich deutlich verändert. Aus meiner Sicht wird es interessanter, aber erstmal muss man auf die Hochebene gelangen. Daher waren heute schon eine paar Höhenmeter zu bewältigen. Da ich aber gut voran kam, hatte ich mein Ziel Hontanas gegen 13 Uhr erreicht und fand ein grandioses Zimmer vor. Ist das eine Freude. Die Unterkunft ist eine Herberge, die aber auch Einzelzimmer anbietet. Den Luxus gönne ich mir!! Die Leute in der Herberge sind auch super nett, so fühlt es sich fast wie zu Hause an. Getroffen habe ich auch Bernado (wahrscheinlich Bernd), der mit seinem deutschen Akzent im Spanischen seine Herkunft nicht verleugnen kann. Er arbeitet seit einigen Jahren schon in der Herberge und ich konnte ihn noch für ein Interview gewinnen. Er erzählte mir, dass es in Spanien sehr unterschiedlich, je nach Region, mit der Abfalltrennung funktioniert. In der dortigen Region leider nur in der Theorie. Die gelben Tonnen sind ein Projekt für die Region, aber leider funktioniert es nicht gut, da es auch keine Kontrollen gibt. So wird im Grunde alles zusammen geworfen. Auch das Thema Abwasser beschäftigt ihn. In den Sommermonaten gibt es natürlich viel mehr Abwasser durch die Touristen. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. In so abgelegenen Gegenden wird das Abwasser eben irgendwohin geleitet…. Gerne würde er diese Themen in den folgenden Jahren angehen und er ist auch davon überzeugt, dass die Regierung auch noch mehr in die Pflicht gehen müsste. Vielleicht kommt das ja noch.

Da ich so schön früh da war, konnte ich den Nachmittag wirklich nutzen zum Ausruhen. Das tat gut. Und dann waren sie da auch wieder: Aaron und Kan aus Amerika. Da wir alle das Pilgermenü gebucht hatten, trafen wir uns zum Abendessen wieder: Salat, Paella und Nachtisch. Meine Güte, war das gut! An unserem Vierer-Tisch saß noch ein junger Däne und erzählte seine Geschichte: er hat sich sehr kurzfristig entschlossen, den Camino mit seinem Bruder zu gehen und so war er kaum vorbereitet, aber guten Mutes, als er in Saint Jean gestartet ist. Nicht wirklich nachgedacht hat er dann die ersten Etappen von ca. 50 km gemeistert, aber mit dem Ergebnis, dass seine Füße voller Blasen waren. So haben er und sein Bruder sich entschlossen, ein Fahrrad zu kaufen und so den Weg fortzusetzen. Gesagt getan, gekauft und die nächsten Etappen bis nach Burgos gemacht. In Burgos, er hat aber auch ein Pech, hat er sein Fahrrad an der Herberge neben der Kathedrale abgestellt und war nur kurz duschen. Irgendwie beschlich ihn ein dummes Gefühl und er schaute nach seinem neuen Gefährten, der nun ein Gefährten von einem anderen ist – weg, gestohlen. Die Füße seines Brudes sind noch besser und so ist der gelaufen und unser Tischnachbar fuhr Fahrrad. Sein Plan ist nun bei der nächsten Gelegenheit ein neues zu kaufen. Geschichten, die der Camino schreibt.

Die Giraffe geht jetzt zufrieden mit dem Tag schlafen.

Bürger-Frage des Tages

Darf in der Restmülltonne alles außer Papier und Verpackungen entsorgt werden? (Frank)

Prof. Gilian:

Nein, denn es gibt noch mehr Fraktionen (Abfallgruppen), die eine besondere Tonne bzw. ort haben zur Entsorgung. Dazu gehört in erster Linie Glas. Die bitte immer in die Container (Bringsystem – weil ihr es hin bringt. Die Tonnen am Haus nennt man Hol-System). Wichtig ist es auch nach Farben zu trennen. Falls ihr eine blaue Flasche habt, dann die in grün. Bitte auch nur Verpackungsglas in den Container entsorgen, denn anderes Glas, wie Trinkgläser oder Fensterscheiben haben eine andere Glaszusammensetzung und können auch Blei enthalten.

Außerdem gibt es noch Abfallarten wie Sperrmüll, Arzneimittel, Farben, Öle, Batterien und andere gefährliche Abfälle, die entweder in der Sondermobilen oder auf dem Wertstoffhof in der Nähe zu entsorgen sind. Das gilt auch für Grünschnitt oder Zweige. Also wird in der Restmülltonne nur das entsorgt, was nicht anders abzugeben ist.

Tag 15 | 15.07.2022, Burgos – Rabe de las Calzadas, 14 km

I’m walking…. und bei mir die Störche

Ausgeschlafen! Was ein Wort und ein tolles Gefühl. Guten Morgen Burgos, eine Stadt mit einer der wichtigsten Kathedralen in Spanien, sie ist wirklich schön und ich habe einen Stempel in meinem Pilgerausweis bekommen. 

Heute steht eine kurze Etappe an und so gehe ich alles entspannt an. Frühstücken im Hotel. Ok, hätte ich mir sparen können. Aber alles gut, ich bin gut drauf und meine Füße scheinen sich etwas erholt zu haben. Danke liebe Apothekerin. Jetzt aber mal los Frau Pilgerin! Heute geht es viel besser und so: I’m walking

Es geht am Fluss entlang und langsam aus der Stadt heraus. Keine Pilger:innen weit und breit, Gilian allein on the road. Stimmt nicht, denn die großen Vögel da kenn ich doch. Ein Storch, nein zwei Störche, nein drei Störche……. verrückt: 10 Störche kreisen über meinem Kopf. Ich bin hin und weg. Das Laufen wird immer einfacher. Begleitet werde ich nur von den doofen Blasen, aber jeder Pilger oder Pilgerin hat seine Blasen. 

Erster Ort nach Burgos ist Tardajos. Pause! Und wen treffe ich? Hallo, Peter. Christina aus Ungarn habe ich um ein paar Minuten verpasst. Ich habe die Ruhe weg und gestärkt gehe ich die letzten 2,5 km an. Schwupp, angekommen. Ein kleiner ruhiger Ort vor den Toren Burgos. Eine tolle Unterkunft, nette Leute, Wäsche bereits in der Maschine und die Störche auf dem Kirchturm klappern mit ihren drei Babys um die Wette. Ich sitze vor der Unterkunft zufrieden gerade so wie es ist. Da kommt ein Pilger aus Norwegen, ein Camino Junky. Dazu kommen noch die beiden Engländer, die mit dem Motorrad unterwegs sind. Wie was Pilger, Camino, was ist denn hier los? Wir haben uns schon gewundert. Wir bleiben sitzen und tauschen uns aus. Da kommt das nächste Paar aus England, auch keine Pilger, aber völlig offen und der Abend läuft aus. Dann kommt noch May aus Japan vorbei und ich denke: ja, das ist der Camino.

Aber auch: Hunger. Muss was essen und was soll ich sagen: sehr lecker! Pilger Menü! Nun gehe ich schon langsam ins Bett. Morgen warten 20 km auf mich. Gerade habe ich noch erfahren, dass Dieter und Sabine die nächsten Kilometer übersprungen haben und ab Leon weiter laufen. Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurem Camino. Buen Camino!

An die Leser:

Wo sind Eure Bürgerfragen?

Tag 14 | 14.07.2022, San Juan de Orbigo – Burgos, 27 km

Von Herbergen, menschlichen Geräuschen und netten Radfahrern

War das eine Nacht!! In einer Herberge zu übernachten ist wirklich eine Erfahrung: kann man machen, muss man aber nicht – oder ich nicht. Es gibt inzwischen so viele unterschiedliche Standards bei Herbergen, dass ich das sicherlich nicht generell sagen kann, aber für diese in San Juan de Orbigo trifft es definitiv zu: schlecht, schlecht, sehr schlecht. Der Preis ist wohl auch höher als bei anderen, es gibt keinerlei Privatsphäre (andere lösen dies mit Boxen oder Vorhängen) und es gibt nichts modernes (Waschmaschine…) Außerdem ist alles in einem recht schlechten Zustand, auch die sanitären Einrichtungen. Das Pilgermenü war für 8 Euro eine Frechheit und läßt mich jetzt noch erschauern.

Nachts dann (ich lag oben im Stockbett) war es unerträglich. Diese vielen Menschen mit allen Geräuschen, die man sich vorstellen kann. Dann kam noch eine Gruppe sehr spät und machte einen Höllenlärm. Zur Ruhe kommt man da nicht, oder ich nicht, denn andere schliefen, wie man hörte, ja schon tief und fest und kämpfen vielleicht mit den Berglöwen. Zwei waren besonders penetrant laut und konnten gar nicht aufhören zu reden, besonders sie. Ich meine auch, erkannt zu haben, wer es war. Dann entspann sich folgende Unterhaltung: Sie: „Findest Du ich bin verrückt?“ Er: „Nein, gar nicht.“ Sie: „Ich will nicht alleine liegen.“ (die Betten übrigens sind sehr schmal!) Er: „Und?“ Sie: „Komm zu mir!“ Er: „Echt? Komm Du zu mir.“ Sie: „Nein, ich kann nicht laufen.“ Er: „Meinst Du wirklich?“ Sie: „Ja, mach.“ Dann hörte ich seine Bewegungen und es war Zeit das Ohropax zum Einsatz kommen zu lassen. Die Geräusche wollte ich dann nicht hören. Es ging dann, aber schlafen konnte ich nicht. Um 4:45 Uhr, die ersten waren schon unterwegs, bin ich aufgestanden. Marc, der unter mir lag, meinte nur: oh, schon wach. Ich: ne, immer noch. Bloß raus hier.

Der Anblick vor dem Haus war toll. Welch ein Mond. So machte ich mich auf den Weg und er sollte sehr mühsam werden. Ich merkte direkt auf den ersten Metern, dass ich keine Kraft hatte. Es fehlte Essen und Schlaf. Dann mussten wir auch noch über einen ziemlichen Hügel mit schrecklichem Untergrund. Die Füße können dann nie richtig aufsetzen und die Blasen schmerzen. Weiter, weiter. Endlich, nach 12 Kilometern kam eine Bar, in der ich Pause machen konnte. Heute brauchte ich viel mehr Zeit für jeden Schritt. Dort wieder die gleichen Gesichter: Marc, Sina, Lukas, Aaron, Christina, Peter aus Amerika. Gestärkt schleppte ich mich weiter. Nicht mein Tag! Meine Güte war das schon heiß. Meine Stockspitzen versinken im Asphalt. Kurz vor einer Brücke über die Autobahn hält ein Rennradfahrer in vollem Outfit an, fragt mich wie es mir geht. Naja, geht so. Er erklärte mir auf Spanisch, dass ich den normalen Weg nicht gehen soll, sondern beschrieb einen anderen. Verstehen kann ich Spanisch wirklich sehr gut, aber die sprechen so schnell. Egal, ich hatte eine Idee. Nach einer spanischen Verabschiedung, ging ich aber über die Brücke und erkannte seine Wegbeschreibung: an den Abfallbehältern links. Da war auch ein kleiner gelber Pfeil. Weiter den Weg entlang sah ich schon Christina und Peter. Dann wieder ein Sportrennradfahrer, der mir wieder das Gleiche mit dem Weg erklärte. Toll, wie nett. Er fuhr weiter und ich sah, wie er bei Peter anhielt. Der spricht aber kein Spanisch und es war dann eher ein Gestikulieren. Der Sportler zückte gerade sein Handy, als ich ankam. Er: Bitte erkläre ihm alles, ich wollte schon einen Freund anrufen, der Englisch kann, aber Du kannst ja jetzt erklären. Na klar, gesagt, getan und auch Peter war mit den Informationen nun gut ausgerüstet. Weiter, weiter… im nächsten Dorf noch eine kleine Pause, ok war etwas länger, denn Peter wollte mir für die Hilfe was ausgeben und erzählte bei der Gelegenheit auch seine Lebensgeschichte. Er fuhr dann weiter nach Burgos mit dem Bus und ich nahm meine geschundenen Füße und schleppte mich weiter. Anders kann ich es nicht nennen. Aber ich kam an und der beschriebene Weg war viel angenehmer: nicht durch die pralle Sonne, nicht durch das Industriegebiet von Burgos, sondern schön meist im Schatten am Fluß entlang in einem Park. Dort hatte ich auch noch einen netten Spaziergänger, der mir den weiteren Weg erklärte. Einfach toll. Später erfuhr ich von einem anderen Pilger, dass es noch einen anderen Weg, ohne Berg, gibt, aber dass Bewohner eines Bergdorfes immer die Schilder abmachen, damit die Pilger:innen auch ja über ihre Dörfer kommen. 

Endlich, nach diesem sehr langen Tag wurde ich mit einem tollen Hotelzimmer und einem Blick von dort auf die Kathedrale belohnt. Hier an dieser Stelle: vielen, vielen Dank an meinen Reiseleiter in Deutschland, der mir hier so den Rücken stärkt und mir bei den Unterkünften hilft.

 

Bürger-Frage des Tages

Heute leider nichts 🙁

Tag 13 | 13.07.2022, Belorado – San Juan de Orbigo, 23 km

Wenn Fliegen fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen hinter Gilian hinterher

Um 5 Uhr ging der Wecker und ich bin quasi aus dem Bett gesprungen. Früh wollte ich los, denn es wartete ein ziemlicher Berg hinter Villafranca auf mich. Ok, Sachen gepackt, Füße versorgt und auf geht es. Was eine schöne Stimmung so um kurz vor 6 Uhr. Ich kam erstaunlich gut voran. Mein Ziel war es, ca. 11 Uhr am Fuße des Berges zu starten. Ja, klar die Füße habe ich gemerkt, aber meine Knie taten den ersten Tag seit einer Woche nicht mehr weh. Welch ein Gefühl und Turbo on Top. War das noch der Kaffee von gestern?

Es lief sich sehr gut bei den kühlen Temperaturen und so ließ ich ein Dorf nach dem anderen hinter mir und erreichte um 8:30 Uhr bereits Villafranca. Nun hieß es für den Berg Kraft tanken mit einem guten Frühstück. Aber irgendwie war mein Turbo an und ich dachte, ach da rechts ist zwar eine Bar, aber da kommt bestimmt noch was. Recht schnell stieg der Weg heftig an und keine Bar mehr in Sicht. Ok, sei vernünftig Gilian, kehr um. Wieder den Berg runter und zur eben entdeckten Bar. Sehr gute Wahl!! Die Bocadillos waren großartig und da waren sie wieder: Marc, Sina und Lukas aus Deutschland. Etwas später als die drei habe ich dann meine Aufstieg gewagt. 

Nun kommen wir zu den Fliegen, oder besser die zu mir. Auf ging es in die letzten 12 km und ab in den Berg. Zum Glück war der Weg von Bäumen umsäumt, aber das hieß auch: FLIEGEN!! Nein, nicht die normalen Fliegen, die sich auf die Arme setzen um den Schweiß aufzunehmen, oder warum auch immer die das machen. Nein, viel kleinere Fliegen, die explizit vor dem Gesicht herumschwirren. Und dies tun die nicht einzeln sondern zu gefühlt hunderten. Ich habe alles versucht: wegwedeln, pusten, fluchen, ignorieren, Mantras sprechen – nichts half und spätestens, wenn sie in die Nase krabbeln wollen, hört der Spaß auf!! Für heute habe ich genug Proteine tierischen Ursprungs nasal aufgenommen. Auf instagram könnt Ihr Euch bald ein Kurzvideo anschauen (Rohstoffwerkstatt).

Die Spitze des Berges erreichte ich gegen 11:00 Uhr, wo eine Tränke für Pilger:innen wartete. Ach Herrlich und alles so schön dekoriert. Der Typ war so gut drauf und Musik gab es auch. Ein Bild heute ist ein Suchbild. Schaut mal, ob Ihr findet, was nicht ins Bild passt (zwei Dinge).

Ziel erreicht um kurz nach 13 Uhr und ich freute mich auf meine Unterkunft. Allerdings gab es ein Versehen und so habe ich mich kurzentschlossen in der Herberge eingebucht. Auch ein Erlebnis: 20 Bettzimmer und Pilgermenü im Refektorium. Gerade während ich dies schreibe ist Siesta und irgendwie eine schöne Stimmung.

Bürger-Frage des Tages

Heute leider nichts 🙁

Tag 12 | 12.07.2022, Santo Domingo de la Calzada – Belorado, 23 km

Eine Oase zum Frühstücken und Fliege-Kaffee

Meine Güte, die Nacht war nicht gut. Ich kam einfach nicht zur Ruh. Und dann habe ich Angst gehabt mich umzudrehen, da das Bett knartzte und sich anhörte, als ob es gleich zusammenbrechen wollte. Um 5:30 Uhr war die Nacht vorbei und dann kann ich ja gleich auch aufstehen. Das morgendliche Fertigmachen dauert allerdings doch immer länger als gedacht, denn da sind ja einige Stellen an Fuß und Knie, die versorgt sein wollen. Ein bisschen Bedenken hatte ich, ob ich wieder so schlimm wie gestern werden würde mit den wehen Füßen. Aber irgendwie lief alles viel besser heute und nach 7 km hatte ich die nächste Ortschaft erreicht – Granon. Schöne Malereien begrüßten mich und ich ahnte schon, dass oben an der Treppe Frühstück wartete. Und da stand er, der Coffee Truck. Ich habe ja schon gute Erfahrungen gemacht mit Trucks und auch dieser bereichert die Pilger:innen mit einer Oase. So frühstückt man doch gerne: Toast mit Schinken und Käse, Kaffee con leche und O-Saft, natürlich frisch gepresst, tatsächlich mit Orangen aus Südspanien, wie der Besitzer mir erklärte. Er hat mir dann auch erklärt, dass sein Kaffee Flügel verleiht auf der weiteren Wanderung. Das wollte ich ja gerne glauben, also bitte Kaffee in groß.

Die heutige Strecke war angenehmer, da nach ein paar Kilometer immer wieder eine Ortschaft kam und ich mich stärken konnte. Es lief viel besser als gestern! Die Füße spürte ich zwar, aber die Knie blieben ruhig und so wanderte ich vor mich hin mit einem guten Tempo und natürlich mit Aufs und Abs durch die Weizenfelder. Nach ca. 225 km kam die Grenze zur unabhängigen Gemeinschaft Kastilien und Leon. Bekannt ist die Gegend und für die Städte Burgos, Salamanca und Leon, von wo ich vor drei Jahren gestartet bin. 

Auf meinem Weg treffe ich immer wieder alte „Bekannte“. So ist das hier: die Asiaten, Aaron aus Amerika mit seinem Freund, Barbara, Larissa aus Deutschland, Marc aus Deutschland… und hin und wieder trifft man sich auch bei einer Pause, die dann Zeit gibt zu reden: was ist Dein Grund für diese Wanderung? 

In Villamyor de Rio stand meine letzte Pause an. Warum der Ort „… de Rio“ heißt, hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht ein unterirdischer Strom? Beim Einlauf in das Dorf tauchte direkt auf der rechten Seite eine Art Bar auf, aber irgendwie machte es auf mich keinen guten Eindruck und nach ein paar Tagen kann man auch Bocadillos nicht mehr gut essen. Also irrte ich weiter, um dann direkt daneben ein Hotel mit Restaurant zu finden. Rein da! Getränke geholt und Rührei bestellt. Also ich raus kam, standen auch schon wieder Aaron, Freund (weiß den Namen nicht) und Barbara vor mir. So saßen wir zusammen und tauschten uns aus. 

Gestärkt bin ich die letzten 5 km angegangen und was soll ich sagen: der Fliege-Kaffee half. Wie mit Flügeln ausgestattet kam ich kurz nach Aaron ins Ziel, der schon lachte: ja klar, langsam. Ach wie toll das zu hören, wo ich die letzten Tag eher geschlichen bin und so der Tag eben auch sehr lang wurd. Schnell war die Pension gefunden. Das Ankommen nach einer solchen Etappe ist toll. Allerdings gab es bei der Fußkontrolle wieder böses Erwachen: eine neue Blase! Aber ich weiß ja inzwischen, dass man auch damit laufen kann und ein Amerikaner, den ich seit Tagen auch immer wieder treffe, meinte heute: Ach ja, das ist normal, aber nach 2 Wochen geben die Füße auf und denken: ok – so geht das, jeden Tag Laufen, also können wir das mit den Blasen und Schmerzen auch lassen. Mal gucken, ich habe ja noch eine halbe Woche, bis die zwei Wochen voll sind.

Bürger-Frage des Tages

Was mache ich denn mit blauen Glasflaschen? In welchen Container kommen die?

Prof. Gilian:

Die blauen Glasflaschen am Besten in den Container für grüne Flaschen tun. Grün ist die unempfindlichste Farbe und eine Abtrennung der blauen funktioniert gut und es werden blaue Scherben hergestellt. Diese werden gerne im Landschaftsbau zum Nachstellen von Wasser eingesetzt oder auf Wassersportmessen, ebenfalls zum Nachstellen von Wasser. Da stehen auf der Boot in Düsseldorf die ausgestellte Segelyachten regelmäßig in unseren blauen Flaschen.

Tag 11 | 11.07.2022, Nájera – Santo Domingo de la Calzada, 23 km

Wildes Winken und anderes Getier

Heute bin ich irgendwie nicht an den Start gekommen. Von dem Hammertag am Sonntag konnte ich mich noch nicht ausreichend erholen. Die Knie und nun auch noch Blasen, da heißt es überwinden und langsam lostraben. (Nebenbemerkung: ja, die Schuhe waren eingelaufen, nein, sie sind nicht zu klein, ja ich habe mich mit Hirschtalg eingecremt… und doch zollt der Weg Tribut, denn es ist ausserordentlich vom Gelände und der Wärme. Jeder, der nichts hat, kann glücklich und dankbar sein)

Da ich so spät war, konnte ich die Strecke komplett alleine genießen. Wirklich niemand um mich herum. Die Sonne hat schon am Vormittag eine Kraft… Daher war ich nach einer Stunde schon völlig nass geschwitzt. Irgendwann ist einem auch das egal. 

Der Weg ging kilometerweit durch Weizenfelder und noch welche und noch welche. Außerdem kamen mir immer wieder große große Erntemaschinen entgegen. Ich wurde wirklich freundlich gegrüßt, wo ich doch immer in den Graben springen musste. Ok ok, springen ging ja nicht mit meinen Füßen. Elegant habe ich den Weg geräumt und freudig wurde gewunken. Auch sonst kamen mir immer wieder freundliche Menschen entgegen. Kann es eventuell auch daran liegen, dass sie dachten ich winke, dabei habe ich nur versucht die Fliegen von mir fern zu halten. Tja, man weiß es nicht!

Außerdem konnte ich bei meinem Schneckengang viele andere Tierfreunde beobachten: das Kaninchen am Wegesrand, die Ameise, die einen Halm über den Weg zog, der Eichelhäher, der sich gestört fühlte. Greifvögel begleiten mich schon seit dem ersten Tag. Ich meine ich hätte in den Pyrenäen auch einen Weißkopfadler gesehen. Ein Vogel, mit einer Spannweite – ohne Worte.

Ich war mit mir, aber langsam ging mir der Weg doch auf die Nerven. Ich bekam Durst und Hunger. Gefühlt habe ich hier sowieso immer Hunger. Immer wieder bin ich erstaunt, was so in mich hineingeht. Langsam habe ich mich weitergekämpft bis zu einem kleinen Bergdorf und meiner Mittagspause. Was soll ich sagen: auf dem Weg zu der einzigen Bar in dem Ort kamen mir wieder die beiden Asiaten entgegen. Die Frau hatte mich wohl schon gesehen und drückte mir wieder was in die Hand. Es entpuppte sich als Haselnuss Schnitten. Ich war völlig gerührt. 

Nach der Mittagspause  fehlten „nur noch“ 6 km. Meine Güte, können die lang werden. Da sieht man einen Weg vor sich, den Ort in der Ferne und die App sagt einem: es sind noch 5,7 km. Das schaffe ich nicht, denke ich noch bei mir und schleppe mich weiter. Irgendwann erreiche auch ich Santo Domingo de la Calzada. Wer denkt sich denn so einen Namen aus. Passt doch in kein Formular.

Ich glaube , ich war die Letzte, die ankam, aber egal geschafft und die erste Bar angesteuert und was getrunken, Schuhe aus und durchatmen. Meine Unterkunft ist um die Ecke, also laufe ich einfach auf meinen Strümpfen rüber. Heute früh ins Bett, morgen wartet wieder eine Etappe…

Gute Nacht John Boy

Bürger-Frage des Tages

„Manchmal gibt es so kombinierte Verpackungen (Papier mit eingeklebter Folie z.B.). Sollte man diese trennen (Folie zu gelbem Sack und Papier zu Papier) oder ist das per se Verpackung und gehört zusammen in den gelben Sack? Liebe Grüße, Torsten“

Prof. Gilian:

Danke Torsten für diese Frage. Erst mal gehören nicht alle Verpackungen perse in den „gelben Sack“, denn es gibt Verpackungen, die aus Papier (blaue Tonne) oder Glas (Glascontainer) sind und daher in den entsprechenden Tonnen entsorgt werden müssen. In das gelbe System sollen Kunststoff-Verpackungen, welche aus Alu oder Weißblech und Verbunde. Verbunde sind Materialien, die aus unterschiedlichen Materialien sind und nicht per Hand trennbar sind. Der klassische Vertreter ist die Flüssigkeitskartonage (FKN oder „Tetra“ = nur einer von drei Herstellern, wie Tempo ja auch von Papiertaschentüchern) oder die Chips-Dose.

Darüber hinaus gilt: alles was man per Hand trennen kann, sollte auch entsprechend getrennt und nach Material entsorgt werden. Zum Beispiel eine Nudelverpackung mit einem Sichtfenster. Das Fenster kann man eigentlich ganz gut herausnehmen und in das gelbe System geben, der Karton in das blaue. Das Gleiche gilt auch für Brottüten mit Sichtfenster. Was geht trenne!!

Bei einem Briefumschlag mit Sichtfenster könnte man auch so verfahren, aber es sei angemerkt, dass dieser keine Verpackung ist im klassischen Sinne, auch wenn er Briefe verpackt. 

Torsten, konnte ich die Frage ausreichend und zufriedenstellend beantworten?

Tag 10 | 10.07.2022, Lagroño – Nájera, 29 km

Die Sonne brennt und Energie kommt plötzlich daher

Eine lange Etappe lag vor mir, 29 km und oft kein Ort dazwischen. Rucksack packen, Wasser und Banane (die Energie-Nahrung für Pilger) und frohen Mutes los. Oh weia. Ich merke die bereits gelaufenen Kilometer. Erst nach 3 Stunden (12 km) erreiche ich den ersten Ort. Ach ja, natürlich auf dem Berg. Neben einer Kirche hatte zum Glück eine Bar offen und ich konnte frühstücken. Auf dem Weg trifft man sich immer wieder, so vermehren sich die bekannten Gesichter. Immer wieder schön, dann die Hallos zu hören und nach und nach entstehen schöne Gespräche. Es ist immer wieder spannend dieser Austausch mit Menschen aus aller Welt.

Vorher aber noch schnell in die Kirche. Es war gerade Messe und daher ein ganz besondere Stimmung. Für besondere Menschen habe ich noch eine Kerze aufgestellt – für die Lebenden und die Toten. 

Nach meiner Stärkung ging es weiter. Wohin das Auge blickte: Weinreben und Schotterwege, rauf runter , aber alles soweit ok, nur die Sonne wurde zunehmend zum Problem. Langsam schwinden an so einem Tag die Kräfte. Aber dennoch ein paar Bilder ergattert: wilde Mülldeponie am Rande des Weges, eine Aufbereitungsanlage für Holz zu Paletten und ein antikes Pilgerkrankenhaus. Daneben ein Weingut mit einem Hinweisschild der Kilometer nach Santiago. Da warten noch einige auf mich….

Ca. 4 km vor dem Ziel musste ich immer öfter Pause machen um etwas zu trinken. Da kamen zwei Pilger vorbei, Südkorea schätze ich. Die eine gab mir ein Tütchen und der andere meinte: Energy, put in water. Good! Die volle Energie kam zwar nicht wieder, aber die Geste freute mich und half mir über die nächsten km. Am Ziel wurde ich von Sabine und Dieter begrüßt und konnte entspannen.

Bürger-Frage des Tages

Warum sollte ich die Papp-Kartons klein machen am Container vor dem Haus? Machen die anderen ja auch nicht.

Prof. Gilian:

Auf alle Fälle!! Erstmal ist es nicht sehr respektvoll den anderen im Haus gegenüber, wenn man seinen Karton einfach so in den Container wirft und die gesammelte Menge hat Einfluss auf die Abfallgebühr. Je weniger im Container ist, desto höher wird am Ende die Gebühr.

Tag 9 | 09.07.2022, Los Arcos – Lagroño, 28 km

Wenn Pilger und Pilgerinnen noch tanzen

Um 6:30 Uhr ging es heute an den Start. Meine beiden Team-Mitglieder waren schon vor mir los, denn auch heute sollte es wieder sehr warm werden. Da will man das meiste Mittags hinter sich haben. Im Ort selbst gab es kein offenes Cafe so früh, also hieß es erstmal 7 km zum nächsten Ort laufen, natürlich nicht ohne ein ständiges rauf und runter. Schaut mal genau in die Bilder und sucht den Weg. 

Es sind schon einige Pilger:innen unterwegs, aber es verläuft sich recht gut. An den Knotenpunkten (Cafes, Trinkstellen etc.) trifft man sich immer wieder, oder am Morgen, wenn sie alle an mir vorbei ziehen. Dies mit einem Lachen und einem freundlich Buen Camino lässt mich die Situation nicht ganz so als Schmach erleben. Aber es heißt ja, dass man den Weg für sich in seinem Tempo geht, aber muss denn das Tempo manchmal so abnehmen? Hmmm, liegt wohl gerade mal wieder an der mega Steigung (Dieter würde wieder sagen: moderat), an der ich das Gefühl habe, der Rucksack zieht Einen glatt den Berg wieder runter. Mit Atemnot und Schweißausbruch komme ich dann doch immer wieder oben an und freue mich wie ein kleines Kind.

Die Zwischenstrecken ohne Ortschaft oder Food Truck zogen sich heute sehr. Aber die Landschaft ist toll.  Zwischendurch spenden Pinienwälder ein bisschen Schatten und der Duft ist toll. Immer näher kommen wir dem Rioja-Gebiet, bekannt für seine Weine.

Nach 19 km hatte ich Viana erreicht. Ich brauche nicht erwähnen, dass der Ort auf einem Berg liegt. Aber einmal oben angekommen, hat die Stadt mich belohnt. Schöne kleine Gassen, eine tolle Kathedrale und Tapas-Bars. Hier habe ich Pause gemacht und mal die Schuhe ausgezogen. Nun kommen wir zum Tanzen: am Nachbartisch saß eine fünfköpfige Gruppe spanischer junger Pilger:innen, die offensichtlich auch wie ich sehr müde Füße hatten. Sie hatten Musik dabei, saßen und erzählten. Hatten auch gefragt, ob uns die Musik stören würde, was ich sehr nett fand. Nach einer Weile fing ein paar an zu tanzen und es war so schön diese Stimmung zu erleben. Die Füße müde, die Schultern schwer, aber es geht immer noch was. 

Gestärkt, oder besser, ein bisschen gestärkt habe ich mich an meine letzten 9 km für den Tag gemacht. Die Hitze hat schon das Ganze erschwert und ich war froh, als langsam Logrono in Sicht kam. Der Ort liegt schon im Rioja-Gebiet, aber der Weg zog sich noch am Ende ganz schön hin, bis ich endlich auf der Piazza gegenüber der Kathedrale ankam und freudig von Dieter und Sabine begrüßt wurde. Heute Abend bin ich sehr kaputt, freue mich auf eine Dusche und später Tapas. Jammi!

Bürger-Frage des Tages

Hier könnten Eure Fragen rund um Abfall und Recycling stehen!!

Schreib an mitmachen@waterranger.de

Ich werde dann diese beantworten. Freu mich drauf. Evtl. dauert es mal länger, wenn recherchiert werden muss.

Tag 8 | 08.07.2022, Estella – Los Arcos, 22 km

Ein Weinbrunnen, ein betrunkener Teddy und ein Food Truck in einer Oase

137 km liegen hinter uns und es war ein sehr guter Tag. Das Wichtigste für mich heute war: die Knie werden besser – was ein Jubel!! 7 Uhr ging es wieder los, laufen laufen laufen. Meine Knie waren besser, aber zufrieden war ich noch nicht. Also war meine Geschwindigkeit eher Schmerzangepasst. Erstes Ziel war der Weinbrunnen von Estella ca. 3 km hinter dem Ort. Das Gebiet, welches wir gerade durchwandern ist das Navarra Weingebiet und es finden sich natürlich einige Weingüter. Das Highlight ist der Weinbrunnen, an dem die Pilger frei Wein zapfen können (naja, auch Wasser). Der Genuß ist eher überschaubar. Teddy war aber doch etwas zu euphorisch und hatte zugelangt, was dazu führte, dass er den ganzen Tag einen Hang-Over (siehe Bild) hatte.

Wir sind aber gut in unsere Etappe gestartet, Frühstück gab es auf einem Campingplatz: Kaffee mit Milch, frisch gepresster O-Saft und Toast mit Marmelade. Genug um die nächsten Kilometer gut zu meistern. Die Strecke hat wieder Rauf und Runters und manchmal bin ich der Überzeugung, dass für die Pilger extra die Wege nach oben gehen. Manchmal kommen wir an Stellen, da geht die normale Straße nach unten (da ist dann auch der nächste Ort), aber der Camino geht hoch. Hmmmm….

Meine beiden Wegbegleiter waren wieder am Horizont und ich feilte an meiner Wie komme ich ohne große Schmerzen den Weg runter – Technik. Am höchsten Punkt der heutigen Etappe in Villamayor de Monjardin gab es eine kurze Pause mit Snack und dann ab ins Tal. Wieder genug Zeit an der Technik zu arbeiten. Runter, runter, runter….

Der Planet brennt. Oh, das hat es tatsächlich vor ca. 2 Wochen hier. Die Hänge und Felder sind teilweise noch schwarz. Auf dem Weg haben wir ausgebrannte Autos, eine Waschstraße, Gärten und Felder gesehen. Viele Häuser hatten Glück im Unglück. Es ging dann aber auch weiter durch Wein, Sonnenblumen und Lavendel. Duft pur!

Langsam scheinen sich meine Knie zu entspannen und ich laufe so vor mich hin. Noch 12 km, noch 9 km (ach kurz ein Interview ergattert) noch 6 km nach Los Arcos und da tauchte ein Food Truck auf in einer Art Oase. Es war keine Fata Morgana, da stand er in einem kleinen Hain und wartete auf Pilger:innen mit frischen Getränken, Kaffee und frisch gebackenen Scones. Ein Gedicht! gleichwohl etwas anders als ich es kenne. Aber wer fragt da schon nach, wenn eine Pilgerin ausgehungert, und das sind Pilger:innen irgendwie immer, in einer solchen Oase so herzlich aufgenommen wird. Das Besondere an diesem Foodtruck ist, dass er Teil eines Projektes ist, wo Ehrenamtler:innen Menschen in besonderen Situationen etwas Gutes tun wollen. Und was wäre eine bessere Situation als der Camino. Der Besitzer ist Canadier und er hatte Hilfe von einem jungen Mann aus USA. Schnell bekam ich dann noch zwei Interviews, denn der Besitzer legt viel Wert auf Nachhaltigkeit. Er sortiert den Abfall nochmal nach und versucht Abfall zu vermeiden. Super!

Die letzten 6 km warteten auf mich und irgendwie platze der Knoten: Duracell-Robbe-Gilian im Einlauf auf Los Arcos mit Spitzen Rennzeiten von  – festhalten – 6,6 km/h (sagt die App). Einlauf im Zielort und Sabine und Dieter warteten schon. Unser gebuchtes Apartment hat einen großartigen Blick auf die Kathedrale von Los Arcos incl. Störchen. Nun: Warten aufs Pilger-Menü!! Hambre!!

Tag 7  | 07.07.2022, Uterga – Estella

Der Tag der unterschiedlichen Auffassungen von steil!

Heute morgen war Abmarsch um 7 Uhr. So recht wollte mein Körper heute morgen nicht aus dem Bett. Mein Knie war auch noch beleidigt, aber da wurde ja nicht gefragt. Nach den ersten Kilometern hatten wir Puente la Reina erreicht und hier wartete auch der erste Kaffee auf uns. Das können die Spanier! Puente la Reina ist für ihre Brücke „Puente la Reina“ (Königenbrücke) bekannt. Wirklich sehr schön. Nach der Stärkung ging es dann weiter und nun kommen wir zu den unterschiedlichen Auffassungen von steil. Dieter sagte, dass diese Etappe sehr leicht wäre und es nur moderat nach oben ging. Auf den Bilder erahnt man es vielleicht: meine Auffassung war so gar nicht moderat sondern durchaus mit dem Alto de Perdon vergleichbar, also steil. Meine Güte, wieder sehr anstrengend, aber zum Glück mag mein Knie eher nach oben als nach unten und so kam ich zufrieden mit mir oben an. Der weitere Weg zog sich durch eine schöne Landschaft mit Korn- und Sonnenblumenfeldern und langsam fand ich meinen Rhythmus. Auch mein Tempo konnte ich steigern. Oft war ich wirklich allein, denn ich laufe eher langsam und hatte die beiden immer am Horizont erahnen können. An den nostalgischen Punkten warteten sie immer mit einem Lachen und den Worten: Ach, Du bist ja schneller, als wir gedacht haben. Das tut doch gut.

Schön waren auch die Augenblicke, wenn ich das nächste zu erreichende Dorf in der Ferne sah und wußte, wieder ein Stück geschafft. Es sind schon einige Pilger und Pilgerinnen unterwegs, aber es hält sich alles in Grenzen und manchmal ist man eben ganz für sich allein. 

Angekommen in Estella ging es auf Zimmersuche. Das war dann doch nicht so einfach, besonders nach der Strecke waren wir – okay, Sabine und ich, recht schlapp. Dieter ist ja eher Duracell-Berggemse und nicht zu bremsen. Er scheint nie müde oder kaputt zu sein und ist ja doch ein paar Tage älter. Wie macht der das?

Unsere Suche war am Ende erfolgreich und auf uns warteten wieder schöne Zimmer und die Dusche. Gleich geht es zum Pilger-Menü: Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise und Wasser und Wein für rund 12 Euro. Und was da alles in einen Pilger-Magen geht ist schon erstaunlich. Wie sagt Sabine immer: Essen ohne Reue!!

Wie ich ja schon beschrieben habe, wander ich für die Umwelt und sammel Spendengelder für Umweltprojekte. Ihr wollt mitmachen? Dann schaut auf der Webseite Wandern für die Umwelt vorbei. Weiter unten auf der Seite findet ihr auch den Link zum Formular.

Bürger-Frage des Tages

Ich kann doch Haare, Fingernägel Q-Tipps in der Toilette entsorgen, oder?

Prof. Gilian:

NEIN!! Diese Sachen gehören auf alle Fälle in den Restabfall. Im Abwasser-Klärwerk machen sie nur Probleme oder landen vielleicht nach im sogenannten Vorfluter, also in einem Fluss oder See. Immer finden wir zum Beispiel Q-Tipps an Flussufern.

Tag 6 | 06.07.2022, Larrasoana – Uterga

Pamplona im Ausnahmezustand – und wir noch viel mehr!

Morgens um 5 ging der Wecker. Leider war ich schon weit vor dem Wecker wach, denn mein Bauch hat gesponnen. Lag es wohl am sehr individuellen Pilgermenü am Dienstag Abend?

Ok, also ich bin ehrlich, meine Stimmung war am Boden!! Aber es nützte nichts, wir mussten los. Ich sage nur – Pamplona!!

Zum Bauchweh kamen noch Übelkeit und Kreislauf. So habe ich jeden Schritt eher mit purem Willen gemacht  und ich war super langsam. So hatte ich Sabine und Dieter erstmal verloren. 

Das war aber noch nicht genug, denn plötzlich fing mein linkes Knie an weh zu tun und das bei Dauerregen. Ne, kein guter Tag. Nur langsam kam ich voran, aber endlich hatte ich Pamplona nach 15 km erreicht und damit auch wieder die Gruppe. Meine Güte, es war wirklich einiges in der Stadt los und alle waren in weiß-rot gekleidet, denn die San Fermines fanden statt. Was ein Spektakel: Menschen in weiß-rot strömen in die Stadt, überall auf den Gassen sind lange Tische aufgebaut, es wird gegessen, getrunken und gelacht. Sogar die Abfalleimer waren durch rote Behälter getauscht worden – stilecht!!! 

Mag ich!!

Und wir mitten drin, müde, hungrig und genervt und doch gespannt. Was ein Tag. Wir waren schon 6 Stunden unterwegs und es wurde dringend Zeit, eine Pause zu machen, den Rucksack mal abzusetzen und was zu essen!!!! Nicht so einfach in einer Stadt in völligem Ausnahmezustand. Aber endlich… da war unser Tisch in einer Bäckerei.

Gestärkt konnte es weitergehen zum Zielort, einem kleinen Dorf in den Bergen. Meinem Knie ging es nicht besser und so wurden die nächsten Kilometer schmerzhaft. Aber irgendwie habe ich es geschafft und das bei wieder strömendem Regen. Im Dorf angekommen dann das große Entsetzen: die Herberge nach Papierlage gab es nicht mehr. Aber Sabine und Dieter habe ich wiedergefunden – inzwischen auch völlig entnervt. Was nun??? Nur ein kleiner Kiosk hatte auf und der junge Mann hinter der Theke war mehr als unfreundlich und wenig hilfsbereit. Da war guter Rat teuer. 

Uns blieb am Ende nichts anders übrig als nach 28 Kilometern doch noch weiter zu laufen in den nächten Ort. Ok, was für ein Tag, denn unser Weg führte uns nochmals über einen Pass (Alto de Perdon). Das Schlimmste war der Abstieg, aber dann endlich war es geschafft und zum Glück haben wir noch zwei Zimmer ergattert. 

Ich muss ins Bett!!!

Bürger-Frage des Tages

Werden Flüssigkeitskartonagen (FKN = Tetra) auch recycelt?

Prof. Gilian:

Ja, auf alle Fälle. Allerdings werden sie nicht in den normalen Papierfabriken verarbeitet, sondern in welchen, die besonders am Anfang die FKN in besonderer Weise zerkleinern, damit die Faser gut aufgeschlossen wird. In normalen Papierfabriken ist die Verweildauer in der Auflösetrommel zu gering. Daher müssen die FKN besonders behandelt werden, damit die Papierfasern dann frei liegen und mit Hilfe von Wasser gut gewonnen werden und dann als Papierbrei auf die Papiermaschine können. Die anderen Bestandteile wie z.B. Plastikfolie werden als Ersatzbrennstoff verwendet. Ersatzbrennstoff sind Materialien, die anstatt fossiler Brennstoffe (Kohle, Gas…) als Brennmaterial eingesetzt werden zum Beispiel in Zement- oder Kraftwerken. Die Deckel der FKN sind tolles Kunststoffmaterial und werden recycelt.

Tag 5 | 05.07.2022, Burguete, Auritz – Larrasoana, 24 km

Am Ende ging gar nichts mehr!

Heute morgen sind wir frohen Mutes gestartet. Es sollte eine einfache Etappe werden. Naja, unverhofft kommt oft. Es war zwischendurch wirklich ein heftiges auf und ab und schnell haben wir unsere Knochen und Muskeln gemerkt. Davon gibt es viel mehr als man glaubt, zumindest unserem Gefühl nach. Das Wetter war sehr gut, die Sonne strahlte uns den Weg, allerdings dann auch manchmal schweißtreibend.

Unser Ziel war es, möglichst nahe an Pamplona heranzukommen, denn am Dienstag startet wie jedes Jahr das Fest San Fermin. Da wollten wir nicht im Ort sein, denn die Stadt erwartet Tausende von Gästen und Übernachtungen in der Stadt sind, wenn überhaupt zu bekommen, unglaublich teuer.

Es lief ganz gut, aber irgendwie haben wir doch wieder den Fehler gemacht, zu wenig zu essen und so verließen uns immer mehr die Kräfte. Aber es blieb genug Zeit, um festzustellen, dass Abfall in Spanien fast wie bei uns getrennt wird. Da findet sich eine Resttonne (grün), die Papiertonne (blau), Glascontainer und die gelbe Tonne für Verpackungen. Der Unterschied ist allerdings, dass das Ganze im Bringsystem geschieht, also die Bürger:innen bringen ihren entsprechenden Abfall zu zentralen Standorten.

Die letzten Kilometer haben sich wirklich gezogen und jeder Schritt wurde zur Qual. Im Zielort haben wir dann schnell eine Unterkunft gefunden und konnten auch unsere Wäsche waschen. Nun hieß es noch Nahrung finden. Da gab es nicht viel in dem Ort und so mussten wir wohl oder übel nehmen was ging. Das war Abenteuer pur!!

Pilgermenü mal ganz anders. Der Gastgeber hatte auch einen kleinen Supermarkt und so zauberte er das Menü aus seinem Bestand: Vorspeise: Salat – Hauptgericht: Fertiggericht aus der Mikrowelle – Nachspeise: Eiscreme am Stiel.

Egal, wir waren so hungrig und der Laden hatte seinen Charme und nette Leute. Aber nun schnell ins Bett, denn am Mittwoch heißt es früh aufstehen, um schnell durch Pamplona zu kommen. Das Fest startet um 12 Uhr und da sollten wir weg sein.

 

Bürger-Frage des Tages

Wie werden Schnelltest und deren Verpackung entsorgt? (Danke Sabine)

Prof. Gilian:

Gar nicht so einfach, oder doch? Also, die Schachtel mit Beipackzettel kann in Papier (blaue Tonne). Alles was infektiös sein könnte wie Teststab und Teststreifen auf alle Fälle in den Restabfall. Alle anderen Verpackungsteile wie Veerpackung von Teststreifen oder Teststab (solange sie nicht mit Infektiösem in Kontakt gekommen sind) können in den Verpackungsabfall (gelb). 

Ach Moment, da gibt es ja noch die kleinen Kissen mit Trockengranulat. Die können gerne aufbewahrt und nochmal verwendet werden, immer dann, wenn Feuchtigkeit entfernt werden soll.

Tag 4 | 04.07.2022, Borda – Burguete, Auritz

Über die Pyrenäen…

Wir haben es tatsächlich geschafft: 800 Höhenmeter auf 12 Kilometern!

Die Herberge hat uns heute morgen mit einem leichten Frühstück und Wegzehrung verabschiedet. Toll organisiertes Haus und ich bekam noch ein Interview. Der Besitzer führt das Haus mit absolutem Herzblut. Sogar beim Abfall setzt er sich ein. In Frankreich gibt es nicht ganz so viele Tonnen wie bei uns. Er sammelt erstmal alles ein und dann sortiert er noch mal händisch, was Restabfall ist und was recycelbar. Klasse, das hat mir natürlich gefallen. Um 8 Uhr ging es dann los, denn ein bisschen Höhe lag vor uns und die Welt um uns herum im völligem Nebel. Regenponcho ausgepackt und los ging es. 

Mit dem Nebel begegnet einem eine sehr mystische Welt. Irgendwie wartet man auf die Orks, die aus den Hängen hochkommen. Oft hört man Kuhglocken und bald entdeckt man die ein oder andere Kuh oder Pferde, die sich dort völlig frei bewegen. Wir kamen gut voran und bald war der Rolandsbrunnen und auch die Grenze nach Spanien (Baskenland) erreicht. Nun ging es auf spanischer Seite weiter. Nächstes Innehalten war dann der höchste Punkt bei 1440 Metern. Gut, Aussicht hatten wir diesmal keine (Nebel, Nebel, Nebel), aber das tat unserer Freude, es über die Pyrenäen geschafft zu haben, keinen Abbruch.

Danach ging es nur noch bergab, bis wir Roncesvalles erreicht haben. Dieser Ort ist sehr bekannt für ein großes Refugium (Herberge) für Pilger. Dort habe ich auch die ersten Abfallbehälter fotografiert. Wir sind aber nach einer kleinen Pause weiter nach Burguete. Dort bleiben wir die Nacht in einem netten kleinen Hotel und genießen wieder ein Pilgermenü.

Bürger-Frage des Tages

Werfe ich meine Taschentücher in die blaue Tonne?

Prof. Gilian: Nein, bitte nicht. In erster Linie ist es unhygienisch. Außerdem handelt es sich um eine andere Papierfaser als sonstiges Papier. Bitte Taschentücher oder Hygienepapiere in den Restabfall (schwarze Tonne) werfen. Übrigens gehören To-go Becher oder Fotopapiere auch in den Restabfall.

Tag 3 | 03.07.2022, Bayonne – Borda

Die erste Etappe ist geschafft

Um 08:29 Uhr war Abfahrt vom Bahnhof Bayonne mit Ziel St. Jean Pied de Port. Mit Kaffee und Croissant gestärkt rein in den Zug und eine Stunde später betraten wir den Boden des Startpunktes unseres Caminos: St. Jean Piet de Port. Im Pilgerbüro gab es den ersten Stempel in unseren Pilgerausweis, meine zwei ersten Interviews konnte ich führen und frohen Mutes sind wir los mit dem Ziel der Herberge Borda in 9 km. Ja, kurze Etappe, denn wir wollten uns erst einlaufen und da wir so spät gestartet waren, war eine längere Etappe eher nicht in unserem Sinne. Das Wetter war toll, die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und langsam haben wir uns den Weg in die Pyrenänen hinein erarbeitet mit immer wieder tollen Aussichten. Was ist das für eine tolle Landschaft. Ok, so 8 kg sind dann schon mal doch gut zu spüren, besonders wenn der Weg immer steiler wird. Manchmal dachte ich schon ich gehe rückwärts. Aber um 14 Uhr war die Herberge Borda erreicht und die Aussicht von dort auf das Gebirge war Geschenk für die Anstrengung. Die Herberge gibt es seit zwei Jahren. Der Besitzer hat aus einem alten Bauernhof eine tolle kleine Oase geschaffen. Sehr zu empfehlen.

Besonders ist mir aufgefallen, dass sein Konzept umweltfreundlich ist. Allen Strom produziert er selber, er achtet auf Abfall und sensibilisiert die Pilger:innen, wenig Ressourcen, auch Wasser zu verwenden. Er berichtete mir, dass er noch viele Ideen hat und ich hoffe ich erwische ihn später noch für ein Interview. Jetzt ruhen wir erst mal und um 19 Uhr gibt es Essen. Ob er das auch selber bereitet?

Tag 2 | 02.07.2022, Bad Krozingen – Bayonne

Anreise nach Frankreich

Heute morgen wurden wir von Sabines und Dieters Tochter zum Flughafen Basel gebracht. Alles völlig entspannt, denn der Flug ging erst um 19:00 Uhr. Von Basel ging der Flieger nach Biarriz in Frankreich. Der Bus von Biarriz nach Bayonne war schnell gefunden. Nicht so einfach, denn alles in Französisch! Aber um ca. 23:00 Uhr haben wir Bayonne Bahnhof erreicht. In der Nähe befand sich auch unser Hotel. Viel mehr kann ich auch gar nicht berichten, nur dass wir uns auf den folgenden Tag Sonntag freuen, denn dann geht es wirklich los: Camino Frances.

Bürger-Frage des Tages

Gibt es Gesetze für Abfallmanagement?

Prof. Gilian: Ja, es gibt sehr viele Gesetze und Verordnungen. Das wichtigste Gesetz in Bezug auf Abfallwirtschaft in Deutschland ist das Kreislaufgesetz. Zwei Paragrafen möchte ich hier nur kurz nennen:
„§1 (1) Zweck des Gesetzes ist es, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen.“
Hier wird dargestellt, dass Abfallwirtschaft nachhaltig sein soll – die Bewirtschaftung von Abfällen!! steht im Mittelpunkt. Außerdem findet sich im § 6 eine fünfstufige Abfallhierachie. Das bedeutet, dass im Umgang mit Abfällen folgende Stufen eingehalten werden müssen.

  1. Vermeidung
  2. Vorbereitung zur Wiederverwendung
  3. Recycling
  4. sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
  5. Beseitigung

Ein weiteres Gesetz, welches sehr meine Arbeit begleitet ist das Verpackungsgesetz. In diesem Gesetz ist alles rund um Verpackungsabfälle geregelt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Menge anderer Gesetze und Verordnungen, wie die das Elektrokleingerätegesetz oder die Altautoverordnung.

Tag 1 | 01.07.2022, Köln – Bad Krozingen

Startschuss gefallen – los geht es!

Heute ging der Zug um 12:54 Uhr nach Bad Krozingen über Freiburg. Alles on time und ich entspannt, voller Erwartungen und bester Stimmung. Gemeinsam mit Sabine und Dieter aus Bad Krozingen geht es auf zum Abenteuer: Wandern und forschen für die Umwelt.

Wandern für die Umwelt und Bürgernahe Forschung, unter diesem Motto stehen die folgenden sechs Wochen meines Forschungssemesters. Die Forschung zu Abfallwirtschaft, Nachhaltigkeit und Recycling den Bürger:innen nahe zu bringen ist mir ein Anliegen. Vieles wird falsch dargestellt zum Thema Abfall und hier möchte ich mehr Licht ins Dunkel bringen, denn eine gute Abfallwirtschaft ist nur mit allen Beteiligten möglich – eben auch wir alle.

Auf der Wanderung möchte ich über Abfallwirtschaft in Spanien berichten, Interviews führen und Bloggen.

Eure Meinung ist mir wichtig. Daher macht bei meiner Umfrage mit. Je mehr Antworten ich bekomme, desto besser die Auswertung.

Frage 1: Wie oft und bei welcher Tätigkeit denkst Du an Abfall?

Frage 2: In Deutschland trennen wir Abfall direkt am Haus. Wie sinnvoll ist das?

Frage 3: Wie kann noch Abfall vermieden werden? Was und Wer kann was tun?

Schickt uns Eure Antworten als Video, Tonaufnahme oder Text mit folgenden Angaben:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Nationalität
  • Wohnland

Bürger-Frage des Tages

Was ist Bürgernahe Forschung?

Prof. Gilian: Bürgernahe Forschung bedeutet die Forschung nahe an die Bürger:innen heranzubringen, Sachverhalte zu erklären und Vertrauen zu schaffen. Sie geht auf Fragen ein und benutzt eine Sprache, die jeder versteht. Forschung gehört nicht in einen Elfenbeinturm! Jeder muss mitmachen, denn nur so gelingen Abfallwirtschaft, Nachhaltigkeit und Recycling.

Tag 0 | 30.06.2022, Köln

Es ist gepackt!

Heute morgen sind wir frohen Mutes gestartet. Es sollte eine einfache Etappe werden. Naja, unverhofft kommt oft. Es war zwischendurch wirklich ein heftiges auf und ab und schnell haben wir unsere Knochen und Muskeln gemerkt. Davon gibt es viel mehr als man glaubt, zumindest von unserem Gefühl. Das Wetter war sehr gut, die Sonne strahlte uns den Weg, allerdings dann auch manchmal Schweißtreibend.
Unser Ziel war es möglichst nahe an Pamplona heranzukommen, denn am Dienstag startet das Fest San Fermin wie jedes Jahr. Da wollten wir nicht in Ort sein, denn die Stadt erwartet Tausende von Gästen und Übernachtungen in der Stadt sind wenn überhaupt zu bekommen, unglaublich teuer.
Es lief ganz gut, aber irgendwie haben wir doch wieder den Fehler gemacht zu wenig zu essen und so verliessen uns immer mehr die Kräfte. Aber Zeit bleib noch festzustellen, dass in Spanien fast wie bei uns Abfall getrennt wird. Da findet sich eine Resttonne (grün), die Papiertonne (blau), Glascontainer und die gelbe Tonne für Verpackungen. Der Unterschied ist allerdings, dass das Ganze im Bringsystem geschieht, also die Bürger:innen bringen ihren entsprechenden Abfall zu zentralen Standorten.
Die letzten km haben sich wirklich gezogen und jeder Schritt wurde zur Qual. Im Zielort haben wir dann schnell eine Unterkunft gefunden und konnten auch unsere Wäsche waschen. Nun hieß es noch Nahrung finden. Da gab es nicht viel in dem Ort und so mussten wir wohl oder übel nehmen was ging. Das war Abenteuer pur!!
Pilgermenü mal ganz anders. Der Gastgeber hatte auch einen kleinen Supermarkt und so zauberte er das Menü aus seinem Bestand: Vorspeise: Salat – Hauptgericht: Fertiggericht aus der Mikrowelle. Nachspeise: Eiscreme am Stiel.
Egal, wir waren so hungrig und der Laden hatte seinen Charme und nette Leute. Aber nun schnell ins Bett, denn am Mittwoch heißt es früh aufstehen, um schnell durch Pamplona zu kommen. Das Fest startet um 12 Uhr und da sollten wir weg sein.

 

Bürger-Frage des Tages

Soll man Joghurtbecher vor dem Wegwerfen waschen?

Prof. Gilian: Nein! Das wäre unnötige Verschwendung der Ressource Wasser. Es heißt „Löffelrein“ oder „Restentleert“, also gut auskratzen und dann Deckel und evtl. Papierbanderole ab und getrennt entsorgen – Becher (gelbe Tonne), Deckel, meist Alu (gelbe Tonne), Banderole (blaue Tonne). So hat jedes der verschiedenen Materialien die Chance  in der Sortieranlage getrennt aussortiert und einem Recycling zugeführt zu werden. Beim Recycler wird dann das der Becher aufbereitet und dabei gewaschen. Wichtig ist nur, dass alles getrennt ankommt.

Teilen:

Share on facebook
Share on twitter
Share on email
Share on whatsapp