Eine Kurzgeschichte: Ein Sommer am Meer
Von Annkatrin vorlesen lassen
Endlich ist es soweit! Es sind Sommerferien und Sam fährt mit seiner Familie ans Meer. Schon seit Wochen kann er an nichts anderes mehr denken als daran, welche Fische, Krebse, Muscheln und andere Meerestiere er wohl dieses Mal durch seine Taucherbrille bewundern und bestaunen kann?
Sam liebt alle Arten von Tieren, aber die Bewohner der Meere haben es ihm besonders angetan. Vielleicht liegt das daran, dass er sich selbst so wohl im Wasser fühlt und sich schon so manches Mal gewünscht hat so schnell wie ein Delfin durch die Wellen gleiten zu können. Kaum sind die Koffer ausgepackt, schnappt sich Sam seine Schwimmflossen, Badehose, Kescher, Taucherbrille und den Schnorchel und saust in Richtung Strand. Seine kleine Schwester Mia kommt gar nicht so schnell hinterher und verheddert sich zu allem Übel auch noch in ihrem Kescher. In den Köpfen beider Kinder gibt es nur noch eins: Endlich Ferien und jetzt nichts wie ab ins Meer und die Unterwasserwelt erkunden.
Bereits nach einigen Metern entdeckt Sam die ersten kleinen Fischschwärme, aber die sind einfach immer so wahnsinnig schnell, dass er keine Chance hat einen Fisch davon zu fangen.
Aber was ist das dort vorne? Bunt glitzernd bewegt sich etwas ganz geschmeidig durch das Wasser. Langsam und ohne großen Flossenschlag schwimmt Sam darauf zu. Das muss ein ganz besonderer Fisch sein denkt sich Sam und schließt die Hand fest um den Griff seines Keschers.
Er holt noch einmal tief Luft und taucht hinunter. Den fang ich, nimmt sich Sam vor und wundert sich dabei noch darüber, dass dieser bemerkenswert farbenfrohe Fisch nicht die Flucht ergreift. Vor lauter Freude fängt Sams Herz wild an zu pochen, doch da bemerkt er seinen Irrtum. Aus der Nähe sieht er durch seine Taucherbrille, dass es sich gar nicht um einen Fisch handelt. Nein, es ist bloß eine Plastiktüte, die achtlos vom Menschen ins Meer geworfen wurde. Traurig und enttäuscht taucht er wieder auf und sucht das Wasser nach seiner Schwester Mia ab. Vielleicht war sie ja erfolgreicher als er?
Mia schnorchelt in einiger Entfernung an den Felsen entlang. Dort sind normalerweise besonders viele Fische zu entdecken und auch Seeigel, Quallen und Muscheln hat Sam dort in den letzten Jahren schon aus der Nähe bewundern können. Mias Kescher wirkt richtig ausgebeult, so voll scheint er zu sein. Sam wird ein bisschen neidisch. Hat Mia etwa schon so viele Muscheln und Fische gefangen, dass ihr Kescher sich ausbeult? Als Sam etwas näher heranschwimmt, sieht er den Grund für den vollen Kescher seiner Schwester. Mia betätigt sich als Mülltaucherin und anstelle wunderschöner Muscheln oder farbenfroher Fische, baumeln Plastiktüten und Plastikflaschen, leere Yoghurtbecher und Einweggeschirr aus ihrem Netz.
Zurück am Strand präsentieren die beiden die traurige Beute ihren Eltern und Papa Rolf erklärt Sam und Mia welch schlimme Auswirkungen diese – durch Plastik verursachte –Verschmutzung auf die Tierwelt hat: Stellt euch einmal vor, beginnt Papa zu erzählen, ihr seid zwei kleine Meereslebewesen.
Oh ja denken sich Sam und Mia. Sam wäre unheimlich gern einmal ein kleiner Delfin und Mia eine kleine Schildkröte.
Also, fährt Papa fort, Sam der Delfin und Mia die Schildkröte sind gut befreundet und manchmal treffen sie sich in ihrer Lieblingsbucht, um gemeinsam zu spielen. Beide sind ziemlich neugierig und abenteuerfreudig und erkunden nicht selten gemeinsam ihnen noch unbekannte Unterwasserhöhlen und Korallenriffe.
Heute ist wieder so ein Tag. Die beiden haben sich schon kurz nach Sonnenaufgang getroffen und Sam erzählt Mia mit glänzenden Augen, dass er eine neue Unterwasserhöhle gefunden hat. Mia, du wirst es nicht glauben! Es glitzert und leuchtet aus dieser Höhle, als würde der größte Fischschwarm darin wohnen den du dir nur vorstellen kannst. Mein Bauch knurrt und ich habe so großen Delfinhunger, wie nur irgendjemand hungrig sein kann. Lass uns gemeinsam hinschwimmen und frühstücken, bevor wir zu spielen anfangen.
Gesagt, getan und die beiden jungen Meerestiere schwimmen zur Höhle, um sich ihr Frühstück zu besorgen. Dort angekommen können sie ihren Augen nicht trauen.
Ein riesiger bunter Plastikschwarm hat sich angesammelt und sieht leider der Nahrung der beiden zur Verwechslung ähnlich. Hungrig wie sie sind schlucken sie eine ganze Menge dieser schönen bunten Teilchen hinunter. Es dauert nicht lange und sie bekommen schreckliche Bauchschmerzen. Doch dabei bleibt es leider nicht. Sams Flosse hat sich in irgendetwas verheddert und er kann sich einfach nicht mehr daraus befreien. Auch Mia fühlt sich ganz zugeschnürt, irgendetwas hat sich fest um ihren Bauch gewickelt.
Mit letzter Kraft schafft Mia es sich dennoch mit dieser ungewohnten Last fortzubewegen um Hilfe zu holen. In Tränen aufgelöst berichtet sie Mama und Papa Schildkröte, was passiert ist und gemeinsam schaffen sie es auch Sam – der allein in der Höhle zurückbleiben musste – aus den Schlingen der Plastiktüte zu befreien.
Heute ist alles nochmal gut gegangen, beendet Papa seine Geschichte, aber viele andere Tiere haben nicht so ein Glück wie Mia und Sam. Deshalb müssen wir aufhören soviel Plastikmüll zu verursachen und uns ganz genau überlegen, wie wir das Meer und die Tiere beschützen können.